Vedische Magie

Die vedische Magie ist eine traditionelle Sonderform der Magie, die auf den Veden beruht. Die Veden sind die indisch-hinduistischen Texte der Religion und Gottesverehrung, welche teils sechstausend Jahre alt sind. Es gibt hierbei vor allem vier vedische Texte, die von den Hindus als heilig angesehen werden: Sama-Veda, Atharva-Veda, Vajur-Veda und Rig-Veda. Die vedische Magie ist eine Spruchmagie, die großenteils im rituellen Aufsagen oder Singen (Chanten) von vedischen Formeln aus den besagten kultischen Veda-Texten oder aus der weniger bekannten Brihad-Aranjaka-Upanischad besteht.
Im Gegensatz zum Praktizierenden von europäischer Magie oder Voodoo fertigt der vedische Magier in der Regel keine Objekte oder Artefakte an, noch benötigt er eine materielle Verbindung zur Zielperson. Charakteristisch für die vedische Magie ist, dass sie großenteils tatsächlich nur auf den Klangwellen und der Musikalität der alten Spruchformeln beruht und dass nichts Äußeres getan wird – nur die heiligen Verse gesprochen. Das wirkt auf den europäischen Betrachter oft verblüffend, denn er erwartet von einem Magier oft „aktiveres“ Handeln und äußere Gesten. Doch überraschenderweise erzielt die vedische Magie oft Erfolge. Der Glaube an die magische Wirkmacht des gesprochenen Wortes ist es, der bei der vedischen Magie die erzielten Ergebnisse bringt. Im alten hinduistischen Glauben gilt das Wort als heilig, als Schöpfungskraft, die ausreicht, um die sichtbare Welt in Bewegung, ja überhaupt zur Entstehung zu bringen. Einen Nachklang dieser Vorstellung vom allmächtigen, wirkenden Wort finden wir im Christentum im Evangelium nach Johannes, wo es heißt „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1,1). Goethes berühmter Magier „Faust“ hat bekanntlich an dieser Stelle gezweifelt und den Mephisto gefragt, ob das Wort tatsächlich so viel ausrichten könne, dass es Welten schafft. Das Wort wird auch in den weitaus älteren Texten der Veden als erster Schöpfungs-Impuls verstanden, als der Beweger des Universums. Durch die magisch-schöpferische Macht der Worte kann der vedische Magier also tatsächlich Welten bewegen – glaubt er und glauben seine Anhänger.


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